Vorschläge der EVP-Fraktion | Rat zum Tier 1 Ansatz
Mit dem Omnibus-Vorschlag der EVP-Fraktion nimmt die Debatte um Europas Nachhaltigkeitsregulierung eine neue Wendung. Ziel: eine wirtschaftsfreundliche Entrümpelung der ESG-Gesetzgebung. Höhere Schwellenwerte, weniger Pflichten für Tochterfirmen, eine Konzentration auf Tier-1-Lieferketten und der Verzicht auf verpflichtende Klimapläne – all das soll laut Berichterstatter Jörgen Warborn Europas Unternehmen entlasten.
Doch der politische Konsens bröckelt. Während das Parlament auf Deregulierung setzt, pocht der Rat auf den risikobasierten Vollansatz bei der Sorgfaltspflicht – allerdings abgeschwächt durch Zumutbarkeitsgrenzen und abgestufte Prüfpflichten. Eine ambitionierte Reform oder ein Rückzug auf das Machbare?
Was jetzt zählt: Der Juni wird zur entscheidenden Phase. Zwischen Ausschussdebatten, Änderungsanträgen und der letzten Runde unter polnischer Ratspräsidentschaft entscheidet sich, wohin die ESG-Reise wirklich geht – und ob der Omnibus zum Befreiungsschlag oder zum Kompromisspaket wird.
Los geht’s mit den Meldungen der Woche.
EVP Entwurf zum Omnibus
EU-Parlamentarier Jörgen Warborn hat seinen Bericht zum Sustainability Omnibus vorgestellt – mit einem klaren Ziel: Bürokratie abbauen und die EU-Wirtschaft stärken. Seine wichtigsten Vorschläge:
🔹 Höhere Schwellenwerte für CSRD, CSDDD & Taxonomie: €450 Mio. Umsatz & 3.000 MA weltweit – entlastet KMU.
🔹 Klimapläne streichen: Keine Pflicht mehr in der CSDDD, freiwillig in der CSRD.
🔹 Fokus auf Tier-1-Lieferanten mit klarerer Sprache und risikobasiertem Ansatz.
🔹 Befreiung von Tochtergesellschaften bei Konzernberichterstattung.
🔹 EU-weite Harmonisierung: Einheitliche Definitionen & keine Übererfüllung („Gold Plating“).
🔹 Begriffsangleichung CSRD ↔ CSDDD: „Wertschöpfungskette“ vs. „Tätigkeitenkette“.
🔹 Schutz für KMU & Geheimhaltung: Weniger Datennachfragen, Schutz von Geschäftsgeheimnissen.
🔹 Mehr Flexibilität bei Vertragsaussetzungen & klarer Zeitplan für Assurance-Standards.
Haltung des Rats zum Tier-1-Ansatz
Der Rat der EU bewegt sich in Richtung eines Kompromisses zum Omnibus-Paket und nimmt dabei zentrale Änderungen an der CSDDD vor:
❌ Der bisher diskutierte „Tier-1-only“-Ansatz zur Sorgfaltspflicht fällt weg.
🔁 Stattdessen soll ein vollständig risikobasierter Ansatz gelten – aber mit Einschränkungen:
1️⃣ Stufenweise Risikoprüfung: Zuerst schwerwiegende Risiken, später weniger schwerwiegende.
2️⃣ Nur „zumutbar verfügbare Informationen“ müssen berücksichtigt werden – beides Elemente, die auch im EVP-Entwurf (Artikel 22/22a) auftauchen.
📉 Beim Anwendungsbereich der CSRD bleibt der Rat bei der bisherigen Schwelle von 1.000 Mitarbeitenden. Ein Anheben auf 3.000 MA – wie von der EVP vorgeschlagen – dürfte keine Unterstützung im Rat finden.
📆 Der Rat will seine Verhandlungsposition noch im Juni finalisieren – mit Blick auf das Ende der polnischen Ratspräsidentschaft.
Was jetzt gilt:
24 Juni - Debatte in JURI Komitee
26 Juni - Deadline für MEPS für Änderungen
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